Chinesische Bogen wurden und werden grundsätzlich ohne jegliche Form des Arm-, Finger- oder Handrückenschutzes geschossen.

Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass das Risiko, die Sehne nach dem Schuss auf den Unterarm zu bekommen, bei fehlerfreiem Abschuß eines auf der vom Schützen abgewandten Seite des Bogens liegenden Pfeils relativ gering bzw. um einiges geringer ist, als bei der Lage des Pfeils auf der dem Schützen zugewandten Seite.

Auch kommt es bei korrektem Einnocken des Pfeiles bzw. einem korrekt gesetzten Nockpunkt zu keinem Schleifen der Federn des Pfeils auf dem Handrücken.

Daher ist ein Arm-, Finger- oder Handrückenschutz eigentlich unnötig. Ziel eines jeglichen Trainings sollte daher auch das Agieren ohne einen solchen sein.

Diese Betrachtung ist jedoch – gerade für Anfänger – sehr theoretisch und relativiert sich auch angesichts der Tatsache, dass im Bereich des europäischen Bogen-/Spitzensportbereiches mit Anlage des Pfeiles auf der dem Schützen zugewandten Seite, also bei erhöhtem Risiko eines Anschlagens der Sehne an den Unterarm, das Vorhandensein eines Armschutzes ebenfalls als überflüssig erachtet wird, wenn der Schütze sämtliche Technikelemente korrekt ausführen würde.

Dennoch tragen dort fast alle, auch Spitzenschützen, einen Armschutz. Grund dafür ist, dass, bedingt durch Trainingsformschwankungen, Aufregung, Stress im Wettkampf und andere Faktoren nicht sichergestellt werden kann, dass selbst sogenannten Profis keine Fehler unterlaufen und Schläge der Sehne auf den Unterarm unterbleiben.

Diese lassen zwar meist nicht den Schuss selbst misslingen - aufgrund des verursachten Schmerzes und der dadurch oft eintretenden, sich selbst erfüllenden Prophezeiung, „den diesem Ereignis zugrundeliegenden Fehler nicht noch einmal machen" zu wollen, jedoch meist den oder die nächsten.

Dies führt über die Schmerzerfahrung hinaus oft zu Frustration, die wiederum andere Fehler nach sich zieht. Insbesondere Anfänger sind dafür recht anfällig.

Ähnliches gilt für den Finger- oder Handrückenschutz:

Entgegen aller Theorie klagen viele Schützen über Aufscheuerungen der Haut des Handrückens durch Peile oder Federn.

Um dieses zu vermeiden, empfiehlt sich daher zumindest für Anfänger und für Schützen, die zwar im Trainingsbetrieb sauber und ohne Fehler agieren, jedoch im Wettkampf noch nicht genügend streßresistent sind, die Verwendung eines Finger- sowie Handrückenschutzes.

Als praktisch hat sich dahingehend die Kombination von Arm-, Finger- und Handrückenschutz bewährt, welche diverse Anbieter, unter anderem www.horsegear.de offerieren. Hier kann mittels entsprechender Bestellung der serienmäßig auf europäische Langbogenschützen ausgelegte Schutz des Handrückens versetzt in Richtung Daumen bzw. Interdigitalfalte (Bereich des Hautlappens zwischen Daumen und Zeigefinger) angebracht werden kann.

kombinierter Arm-, Handrücken- und Fingerschutz

Dennoch sollte relativ zeitnah durch entsprechende Korrekturen im Trainingsbetrieb ein Ausmerzen der Ursachen besagter Fehler zu erreichen versucht werden, auf dass sie sich nicht einschleifen und verfestigen.

Im Zuge dessen kann dann zunächst der Unterarmschutz weggelassen und nur noch der Handrücken, etwa durch Abkleben mit Pflasterband kuvertiert werden.

abgeklebter Hand-, Daumenrücken- und Interdigitalfaltenbereich

Dieses kann mit zunehmender Sicherheit etwa in der Form reduziert werden, dass nur noch während des Einschiessens und der ersten Zielpassen abgeklebt, später nur noch während des Einschießens und schließlich ganz darauf verzichtet wird (Ob die Federn nicht mehr auf dem Schutz und somit auch nicht mehr auf dem Hand- oder Daumenrücken schleifen würden, läßt sich leicht aus dem Zustand des Abklebbandes ersehen: Es fehlen dann dort jegliche Schmauch-, Schleif- oder Schmutzspuren.)

Ist dieser Stand erreicht, wird es dennoch immer wieder einmal vorkommen, dass die Sehne Kontakt zum Unterarm bekommt oder sich Schleifspuren auf dem Handrücken bilden.

Dieses sollte aber nicht verärgert als faux-pas, sondern als Hinweis auf eine nicht korrekte Technik oder einen unkorrekt gesetzten bzw. veränderten Nockpunkt sowie als Ansporn zur Verbesserung oder Korrektur angenommen werden.

Den vorbenannten Weg des Umganges mit Arm-, Finger und Handrückenschutz halte ich persönlich für geeigneter, als denn sofort bzw. in jeder Situation zwanghaft ohne einen solchen agieren zu müssen:

Dieses erschiene vom Standpunkt "die Technik gar nicht erst falsch zu erlernen" zwar folgerichtig.

Es scheitert jedoch in der praktischen Umsetzung insbesondere bei vielen Anfängern an der recht niedrigen Frustrationsschwelle, wenn die Unterarme vom Anschlagen der Sehne erst einmal blau und die Handrücken durch Pfeil- oder Federkontakt aufgescheuert worden sind.

Leider vergessen viele Schützen und auch Trainer mit der Zeit, dass sie am Anfang auch mit diesen Problemen zu kämpfen hatten.