Bogenköcher

Als Bogenköcher oder Bogentaschen bezeichnete man im historischen Kontext in annähernd trapezoider oder auch an Fischleiber erinnernder Form gehaltene Aufbewahrungsmöglichkeiten für Bogen.

Aus Leder, Stoff oder Seide gefertigt, je nach Einsatzzweck mehr oder weniger prunkvoll verziert sowie angepasst an die Größe der verwendeten Bogen und gegebenenfalls mit einer Halterung für einen Säbel versehen, ermöglichten sie - neben einem gewissen Schutz des Bogens vor Beschädigungen - dem Schützen, sich freihändig und somit besser, insbesondere ermüdungsfreier bewegen zu können, als permanent den Bogen in einer Hand halten zu müssen.

Das galt schon im Hinblick auf  etwaige Fußmärsche mit dem Bogen oder ein bloßes Wachestehen.

Bogenköcher der kaiserlichen Qing-Garde in einer stilisierten Fischform, Vorderansicht; 19. Jh. (Qing – Dynastie (1644 – 1912) - mit freundlicher Genehmigung des Museum of Anthropology Missouri (Inv.Nr. 1994-1168)

Erst recht war dieses Utensil für berittene Bogenschützen essentiell, hatten diese bei dessen Verwendung doch die Hände für anderweitige Verrichtungen beim Reiten oder kriegerischen Auseinandersetzungen frei, mussten aber nicht auf ihren Bogen und somit eine zusätzliche Bewaffnung verzichten.

Im Hinblick auf diesen Zweck wurden die Köcher meist an der Seite der Bogenhand am Gürtel oder am Sattelzeug des Pferdes getragen bzw. befestigt.

Tibetischer Bogen nebst Bogentasche / Bogenköcher an einem Pferd, Detail einer Aufnahme während des Neujahrsfestes 1938/1939 in Lhasa (Deutsche Tibetexpedition 1938/1939), Bundesarchiv der Bundesrepublik Deutschland, Bild-Nr. 135 – S - 14 – 29 / Photograph: Ernst Schäfer; mit freundlicher Genehmigung des Bundesarchives
Tibetischer Bogen nebst Bogentasche / Bogenköcher an einem Pferd, Detail einer Aufnahme während des Neujahrsfestes 1938/1939 in Lhasa (Deutsche Tibetexpedition 1938/1939), Bundesarchiv der Bundesrepublik Deutschland, Bild-Nr. 135 – S - 14 – 29 / Photograph: Ernst Schäfer; mit freundlicher Genehmigung des Bundesarchives

Im modernen Kontext sind Bogenköcher - oft schon magles Bekanntheit - nicht weit verbreitet:

Oft finden sich als Ersatz für sie hakenförmige Holsterkonstruktionen, die man Gürtel trägt. Sie schützen jedoch den Bogen nicht wirklich vor Beschädigungen und bringen ihn zudem oft in eine Position, dass er – etwa auf 3-D-Parcours – den Schützen beim Laufen eher behindert, denn entlastet.

Traditionellen Vorbildern nachempfundene Bogenköcher bieten demgegenüber mehr Komfort.

moderner Bogenköcher im mandschurischen Stil aus dem Hause Zhang Li / Ali Bow
moderner Bogenköcher im mandschurischen Stil mit Bogen im mandschurischen St aus dem Hause Zhang Li / Ali Bow
moderner Bogenköcher im mandschurischen Stil mit Bogen sowie modernem Pfeilköcher im mandschurischen St aus dem Hause Zhang Li / Ali Bow
moderner Bogenköcher im mandschurischen Stil aus dem Hause Zhang Li / Ali Bow an einem Pferd
moderner Bogenköcher im mandschurischen Stil mit Bogen im mandschurischen Stil aus dem Hause Zhang Li / Ali Bow an einem Pferd - Detail

Dabei muss jedoch auch hier angemerkt werden, dass sie etwa beim Gehen über einen 3-D-Parcours oder Streifen durch das Dickicht in bestimmten Konstellationen auch hinderlich sein können.

Für einen solchen Einsatzweck waren ihre historischen Vorbilder jedoch auch nicht konstruiert worden.

Es ist daher eine gewisse Gewöhnung im Umgang mit diesem Utensil erforderlich.

Ungemein vorteilhaft nehmen sie sich beim schlichten Gehen, Stehen an Schusslinien oder Wartezonen sowie beim berittenen Bogenschießen aus, da sie dort den Händen zu anderweitiger Bewegungsfreiheit verhelfen bzw. schlichtweg Ermüdung durch permanentes Halten des Bogens vermeiden können.