Der Stand ist ein sogenannter „offener Stand“.

Beide Füße stehen schulterbreit auseinander.

Der Innenrist des hinteren Fußes steht parallel zum avisierten Ziel.

Die weitere Positionierung des hinteren Fußes zum Ziel erfolgt in der Art, dass in dem Fall, dass man von der Spitze des hinteren Fußes eine Linie auf das Ziel ziehen würde, sich zwischen dieser Linie und dem Innenrist des hinteren Fußes ein Winkel von 90 Grad ergeben müsste. (Diese Ausrichtung sollte in der Anfangsphase unbedingt beibehalten werden; eine Verschiebung des Zielbezugspunktes hin zur Ferse ist Fortgeschrittenen vorbehalten, da sich dadurch oft die gesamte Symmetrie des Standes mit ändert).

Der Ballen des vorderen Fußes steht in einer Linie mit der Ferse des hinteren Fußes.

Die Ferse des vorderen Fußes ist in „negativer“ Richtung um etwa 20-25 Grad zurückgesetzt. Die Fußstellung zueinander ist somit in etwa dem chinesischen Zeichen für „acht“ „八 angenährt; der hintere Fuß steht jedoch gerade.

Der Schwerpunkt ist bei beiden Füßen von der Fußmitte hin zu den Ballen verschoben, ohne jedoch ein „Nachvornkippen“ des Schützen provozieren zu können.

Dadurch ergibt sich eine horizontale Öffnung der Hüfte zum Ziel in der Größenordnung von ca. 20-25 Grad.

Diese Hüftstellung bleibt den ganzen Schußprocess über gleich.

Die Knie sind in einer natürlichen Position, will heißen weder durch- noch überstreckt, auch nicht stark gebeugt, sondern locker mit einer leichten Tendenz zum Einknicken.

Das Gesäß ist leicht zusammengezogen, der Schwerpunkt des Körpers auf den Bereich unter den Bauchnabel abgesenkt (Lage des unteren „Dantian“/丹田), die Hüfte nebst Lendenwirbesäulenbereich dadurch aufgerichtet bzw. „nach vorn unten geschoben“, um ein Hohlkreuz zu vermeiden.

Der Oberkörper ist gerade aufgerichtet.

Die Öffnung der Hüfte zieht eine natürliche Öffnung des Schultergürtels und Drehung des Kopfes im etwa gleichen Umfange in Richtung Ziel nach sich.

Ausrichtung offener Stand

Der Stand lässt sich unter Beibehaltung der Symmetrie einfach zum Kniestand modifizieren, indem das Knie des vorderen Beines die Position des Ballens des vorderen Fußes einnimmt und der Unterschenkel des vorderen Beines ebenso negativ um 20-25 Grad abgewinkelt wird, wie der vorher an seiner Stelle befindliche Fuß.

Fuß- und Kniestellung offener Kniestand
Ausrichtung offener Kniestand

In dieser Form entspricht der Stand annähernd historischen Vorbildern im Bereich des chinesischen Bogenschießens.

Er ist mechanisch bzw. statisch günstiger als der sogenannte „parallele Stand“, da er durch den Versatz der Füße zum einen über eine breitere Basis verfügt und somit schlichtweg stabiler, mithin weniger „kippelig“ ist. Dadurch ist er auch im Gelände bei auftretenden Unebenheiten besser einsetzbar.

offener Stand im Gelände
Kniestand im Gelände

Weiterhin lässt sich über ihn eine bessere Kraftanspannung aus dem Unterbauch realisieren.

Darüberhinaus bietet er durch die Beweglichkeit des zum Ziel geöffneten Schultergürtels hin zu einem geschlossenen eine ideale Möglichkeit zur Verwindung, die beim späteren Auszug für den Auszug selbst sowie zum notwendigen Spannungsaufbau und zum Einstieg in den Bogen unterstützend eingesetzt werden kann. Dieses ist beim parallelen Stand nicht möglich.

Letztlich bewirkt der solchermaßen offene Stand eine insgesamt natürlichere, auch neuronal stärkere Orientierung auf das Ziel als der sogeannte parallele Stand:

Ausrichtung paralleler Stand

Denn durch die Öffnung von Hüfte und Schultergürtel ist der Kopf bereits weitestgehend zum Ziel gewandt, ohne dass dafür, wie beim parallelen Stand, eine unnatürliche Seitwärtsdrehung und damit das Aufwenden von Kraft und Konzentration nötig wäre. Der Kopf „kommt ohne Mühe einfach mit“. Darüberhinaus entspricht diese Kopfhaltung eher dem natürlichen, nach vorn gerichteten Blickfeld des Menschen, als dies im parallel Stand der Fall ist.

Schwierigkeiten kann der Stand jedoch bei der exakten Ausrichtung des hinteren Fußes zum Ziel bereiten, wodurch sich die Gesamtausrichtung des Schützen schußnachteilig verschiebt. Insbesondere beim Schießen im Gelände ist es oft diffizil, eine parallel Ausrichtung des Innenristes des hinteren Fußes zum Ziel zu finden.

Auch haben Anfänger häufig Probleme, unter Verwendung dieses Standes den Dreiecksschenkel Bogenarm-Bogenschulter-Wirbelsäule-Zugschulter korrekt auszurichten. Dieses lässt sich jedoch durch entsprechende Übungen und konsequentes „Einschleifen“ ausschalten.