Bei Komplementärverbindungen im hier verstandenen Sinne handelt es sich um Produkte, zu deren Herstellung anorganische Stoffe wie etwa Kunstharze oder Plastarten mit organischen Komponenten wie Horn, Sehnen, Holz oder Pflanzenfasern auf unterschiedliche Art und Weise zusammengeführt werden.
Dahinter steht herstellerseits die Erwartung, dass sich die positiven Eigenschaften der verwendeten Materialien gegenseitig ergänzen, negative möglichst in Wegfall geraten oder zumindest zugunsten positiver überlagert werden mögen.
Die im Zuge dessen gewonnenen Werkstoffe führen Bezeichnungen wie "künstliches Horn", "Kunstsehne" oder auch "Biocomposit". Ihre Eigenschaften variieren je nach Zusammensetzung, Herstellungsprocess sowie Homogenität.
Eine dieser Komplementärverbindungen ist die von der Firma Vermil entwickelte Verbindung "Biocomposit". Sie wird unter Verwendung von Plast- und Holzabfällen gewonnen und durch das Unternehmen zu Daumenringen nach mandschurischem Vorbild weiterverarbeitet.
Das raue Material ist ähnlich schwer zu bearbeiten wie Knochen, jedoch etwas leichter als Horn.
Es ist unempfindlich gegen Witterungseinflüsse, Handschweiß sowie Temperaturschwankungen und Abrieb, zudem stoß- sowie - in Grenzen - bruchfest.
Der Werkstoff absorbiert - ähnlich wie Knochen - Handschweiß besser als rein anorganische Materialien, ist darin aber auch Organischen wie Leder, Holz oder Horn überlegen, sodass ein Rutschen des Ringes über das erwünschte und notwendige Maß hinaus passabel verhindert wird. Die dahingehenden Eigenschaften von Geweih oder Elfenbein werden jedoch nicht erreicht.
Darüberhinaus ist er schwer und hart genug, um dem Schützen beim Auszug ein sicheres, "technisches" Gefühl dahingehend zu vermitteln, dass er die aus dem Werkstoff gefertigte Auszugshilfe auf dem Daumen "vergisst" bzw. sie nicht als Fremdkörper wahrnimmt.
Daher können aus diesem Material gefertigte Daumenringe nach mandschurischem Vorbild unter Materialgesichtspunkten Verwendern empfohlen werden, die sich noch keinen Ring aus geeignetem, organischen Material selbst anfertigen konnten. Im Hinblick auf solche sind sie eine gute Einstiegs- oder Übergangslösung.
Ungeachtet dessen müssen aus diesem Material industriell gefertigte Ringe, selbst bei möglicher Bestellung "nach Maß", nachbearbeitet werden, um die Auszugshilfe auf die individuellen Verhältnisse des Schützen anzupassen.